gesammelt, gebunden, verehrt
Was es mit Maria Himmelfahrt, dem 15. August, auf sich hat
Schon in vorchristlicher Zeit wurden Göttern Heilkräuter geopfert, als Dank für
deren Schutz und Heilkraft. Der als Hexenwerk geltende Brauch wurde jedoch verboten, als die christlichen Missionare begannen, die Menschen zu bekehren. Als Reaktion auf das Missachten des Verbotes, fand die Kirche einen Kompromiss:
Maria Himmelfahrt.
Die Kräuterweihe erinnert dabei an die Graböffnung Mariens. Denn Legenden besagen, als die Gottesmutter gestorben war, kamen die Apostel drei Tage später an ihr Grab. Statt des Leichnams sollen die Apostel dort Rosen und Lilien vorgefunden haben und ihre Lieblingskräuter wuchsen vor ihrem Grab.
Der „Frauendreißiger“
So wurde der Zeitraum zwischen Maria Himmelfahrt und dem 15. September genannt. Frauen sammelten in diesen vier Wochen sämtliche Heilkräuter, die in diesem Zeitraum besonders inhaltsreich sind. Sie wurden für die Hausapotheke weiterverarbeitet und sollten die Familie gut und gesund druch die kalte Jahreszeit bringen.
Vom Gesammelten zum Kräuterboschen
Am Abend vor Maria Himmelfahrt werden die Kräuter gesammelt und zu Boschen gebunden. In der Mitte befindet sich meist die Königskerze, auch Marienkerze genannt, umgeben von zahlreichen anderen Kräutern. Hier findet man bunt gemischt, in der Regel heimische Kräuter wie Arnika, Pfefferminze, Schafgarbe, Thymian, Haselnusszweige, Ringelblume, aber auch Goldrute und viele mehr. Als Marien-Symbol werden häufig auch Rosen und Getreideähren in die Kräuterboschen mit hinein gebunden. Traditionell wird dieser Kräuterstrauß, der an Maria Himmelfahrt zur Weihe getragen wird, aus einer bestimmten Anzahl an verschiedenen Kräutern erstellt.
Hierbei stehen die Zahlen für bestimmte Sinnbilder im christlichen Glauben:
– die Zahl sieben steht für die Anzahl der Schöpfungstage.
– die Zahl neun (3×3), sowie 99 (33×3) symbolisieren die Heilige Dreifaltigkeit.
– die 12 und die Zahl 24, welche in 2×12 unterteilt wird, stehen für die Anzahl der Apostel und der Stämme Israels.
– Der an Maria Himmelfahrt gesegnete Kräuterboschen wird im Haus, im Herrgottswinkel, aufgehängt. Bei Unwettern und Stürmen werden heute noch
einige dieser getrockneten Pflanzenteile im Feuer verbrannt, was vor Blitz und Unglück schützen soll.
Unseren Werbepartnern ein herzliches Dankeschön.
Unseren heimischen Kräuter können jedoch noch so viel mehr. Sie haben nicht zu unterschätzende heilende Kräfte, die uns damals wie heute von Nutzen sind. Wir stellen euch als Fortsetzung zur letzten Ausgabe weitere „Wildkräuter am Wegesrand“ vor:

MAJORAN
Botanischer Name: Origanum majorana
Behandlung: Eine angenehm duftende Pflanze. Für Heilzwecke wird das Kraut bei sonnigem Wetter und zur Zeit der vollen Blüte gesammelt. Man schneidet nur die oberen Abschnitte der Stängel. Die unteren schlagen bald wieder aus und die Ernte kann so bis zu dreimal jährlich wiederholt werden. Den Tee bereitet man aus einem Teelöffel des Gesammelten, sowie je eine Tasse Wasser zu und trinkt davon zwei Tassen täglich.
Sie enthält Gerbstoffe, Bitterstoffe, Karotine und Vitamin C. Sie fördert die Bildung von Magensäften und regt den Appetit an. Majoran ist auch ein unentbehrliches Gewürz bei der Zubereitung von Suppen, Soßen
und diversen Fleischgerichten.
Blütenfarbe: rosa – weiß
Wuchshöhe: ca. 30 cm – 50 cm
Blütezeit: Juni – August
Sammelzeit: Juni – September

BEIFUSS
Botanischer Name:
Artemisia vulgaris (Korbblüter)
Behandlung:
Er gehört zu den ältesten Heilpflanzen.
Für Heilzwecke sammelt man das blühende Kraut. Man bereitet aus heißem Wasser und einem kleinen Löffel des Krautes einen Aufguss, lässt diesen 10 Minuten ziehen und trinkt dann 2-3 mal täglich davon. In der Volksheilkunde verwendet man Beifuß bei Nervenschäden, Schlaflosigkeit und der Heilung von Frauenleiden. Als Gewürz kommt Beifuß bei der Zubereitung von Rind-, Hammel- und Geflügelfleisch und der Aromatisierung von Fett zur Geltung.
Blütenfarbe:
weiß, gelb oder rot, bräunlich (je nach Art)
Wuchshöhe: bis zu 150 cm
Blütezeit: Mai – Juni
Sammelzeit: Mai – Juni

ECHTE KAMILLE
Botanischer Name: Chamomilla recutita
Behandlung:
Die wohlduftende, bekannte Pflanze, wächst
vor allem in Europa, Asien und Nordamerika und wird als wichtige Heilpflanze mit einem weiten Anwendungsbereich gezüchtet. Gesammelt werden die Blütenkörbe, die Ernte
erfolgt dabei bis zu viermal jährlich bei schönem Wetter. Sie gehört bei Therapeuten vor allem bei Kinderkrankheiten zu den beliebtesten Heilmitteln. Auch bei Grippeerkrankungen, Magen- und Darmbeschwerden wird sie verwendet.
Sie kann als Zusatz bei Bädern- und zum Spülen von Mund und Augen genutzt werden.
Blütenfarbe: gelb, weiß
Wuchshöhe: ca. 15 cm – 50 cm
Blütezeit: Mai – Juni
Sammelzeit: Mai – Juni
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